During the era of National Socialism around 300,000 people were murdered in the "euthanasia" programs. The majority of those killings took place in asylums, whereas no killings in psychiatric and neurological university (PNU) hospitals have so far been identified. Furthermore, there were no deportations from these hospitals to the gassing asylums. Nevertheless, the PNUs took part in the "euthanasia" by transferring patients to asylums, where many of them were either killed or deported to gassing asylums. There are only a few studies that empirically describe these transfers. In this study the rates of transfers of the PNU Frankfurt am Main are reported for the first time, thus allowing a judgment of the involvement in the "euthanasia" programs. The rate of patients transferred to asylums dropped from 22-25% in the years before to around 16% in the years after knowledge about the mass killings in the asylums spread in the PNU Frankfurt. Of the patients transferred between 1940 and 1945, 53% died in the asylums before 1946. The high mortality rate of the transferred patients underlines that the role of the PNUs in the "euthanasia" programs should be examined in more detail.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden ca. 300.000 Menschen im Rahmen der „Euthanasie“ ermordet. Aus den Universitätsnervenkliniken (UNKs) wurden keine Menschen direkt in die Gasmordanstalten der Aktion T4 deportiert. Auch auf systematische Morde in UNKs fand sich bislang kein klarer Hinweis. Gleichwohl waren die UNKs Akteure in der „Euthanasie“, indem sie Menschen in Heil- und Pflegeanstalten (HPAs) verlegten und so dem mörderischen Anstaltssystem aussetzten. Welche Handlungsspielräume hierbei genutzt wurden, ist bislang nur an wenigen Einzelfällen dargestellt worden. In dieser Studie wird erstmals anhand von Verlegungsraten die Beteiligung der UNK Frankfurt an den „Euthanasie“-Morden beschrieben. Die Verlegungsraten wurden anhand von Erschließungsdaten aus tief erschlossenen Fallakten berechnet. Zusätzlich wurde mithilfe von Opferdatenbanken sowie Aufnahme- und Sterbebüchern das Schicksal der Verlegten nachverfolgt. Als Ergebnis dieser Studie fällt ein Absinken der Verlegungsraten von 22–25 % vor auf zirka 16 % nach Bekanntwerden der „Euthanasie“ auf. Bemerkenswert ist außerdem, dass 53 % der zwischen 1940 und 1945 Verlegten bis 1946 in einer HPA verstarben. Diese hohe Mortalitätsrate verdeutlicht, wie wichtig es ist, die UNKs in Bezug auf ihre Beteiligung an der „Euthanasie“ genauer zu untersuchen.
Keywords: Euthanasia; Karl Kleist; Psychiatry; Rate of surviving; Scope of actions.
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