Adjuvante Anti-PD-1-Antikörpertherapie bei Stadium-III/IV-Melanom: Anwendungsdaten aus der klinischen Routine und gesundheitsökonomische Aspekte

J Dtsch Dermatol Ges. 2021 Aug;19(8):1186-1200. doi: 10.1111/ddg.14511_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: Anti-PD-1-Antikörper haben sich als therapeutischer Standard in der adjuvanten Behandlung des vollständig resezierten Melanoms etabliert. Anwendungsdaten aus der klinischen Praxis hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie Kosteneffektivität liegen jedoch nur eingeschränkt vor.

Patienten und methodik: Melanompatienten, die adjuvant Nivolumab oder Pembrolizumab außerhalb von klinischen Studien erhalten haben, wurden retrospektiv identifiziert. Nach Analyse der klinischen Daten wurde ein Semi-Markov-Modell zur Bewertung der Kosteneffektivität entwickelt.

Ergebnisse: Innerhalb einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 11,5 Monaten wurde bei 39 von 100 therapierten Patienten ein Krankheitsrezidiv beobachtet. Das erste Rezidiv trat bei 17 Patienten lokoregional, bei 19 Patienten in Form von Fernmetastasen und bei drei Patienten als kombinierte lokoregionale und Fernmetastasierung auf. Die geschätzte Überlebensrate nach zwölf Monaten lag bei 64,8 % für das Rezidiv-freie und bei 77,4 % für das Fernmetastasen-freie Überleben. Therapieassoziierte Grad-3- oder -4-Nebenwirkungen traten bei 16 Patienten auf. Bei 22 Patienten führten Nebenwirkungen zum Therapieabbruch. Das Basis-Markov-Modell ergab eine inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Ratio (ICER) von 13 330 € je qualitätsadjustiertem Lebensjahr (QALY) für die adjuvante Anti-PD-1-Antikörpertherapie verglichen mit einer simulierten Beobachtungskohorte.

Schlussfolgerungen: Die erhaltenen Wirksamkeits- und Verträglichkeitsdaten sind mit jenen aus den Zulassungsstudien vergleichbar. Die Ergebnisse der gesundheitsökonomischen Analyse legen nahe, dass die adjuvante Anti-PD-1-Antikörpertherapie des Melanoms gemäß österreichischen Standards als kosteneffektiv einzustufen ist.