Überempfindlichkeitsreaktionen auf nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) - eine retrospektive Studie

J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Dec;18(12):1405-1416. doi: 10.1111/ddg.14292_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: Unsere Studie zielte darauf ab, die Validität von klinischer Anamnese und oraler Provokation bei Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen auf nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID, non-steroidal anti-inflammatory drugs) zu überprüfen und sichere Alternativen zu identifizieren. Insbesondere wurde dabei der COX-2-Inhibitor Etoricoxib mit untersucht.

Patienten und methoden: Insgesamt wurden in diese retrospektive Studie 104 Patientinnen und Patienten mit bestätigter Überempfindlichkeit auf NSAID einbezogen. Sie wurden in den Jahren 2004 bis 2012 in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Frankfurt behandelt.

Ergebnisse: Die Angaben aus der Anamnese und die im oralen Provokationstest (OPT) aufgetretenen Symptome stimmten weitgehend überein und waren meist leicht bis mäßig ausgeprägt. Der häufigste Auslöser für Symptome war Acetylsalicylsäure (ASS), und zwar sowohl anamnestisch (27,9 %) als auch im OPT (47,8 %). Etoricoxib löste im OPT die wenigsten Reaktionen aus (4,2 %). Paracetamol führte nur in 6,7 % der untersuchten Fälle zu OPT-Reaktionen, obwohl es anamnestisch öfter genannt wurde (14 %).

Schlussfolgerungen: Wann immer möglich, sollte ein OPT durchgeführt werden, da die zu erwartenden Symptome meist nur leicht bis mäßig auftreten. Zur Unterscheidung zwischen selektiven und kreuzreaktiven Überempfindlichkeitsreaktionen sollte ASS immer Teil des Testprotokolls sein. Die Ergebnisse dieser Studie deuten auch darauf hin, dass Etoricoxib und Paracetamol bei einer Überempfindlichkeit auf NSAID als sichere Alternativen in Frage kommen. Allerdings sollten auch diese Medikamente nicht eingesetzt werden, ohne dass vorher ein OPT unter stationären Bedingungen durchgeführt wurde, denn schwere Symptome sind möglich.