Neutropenie als Nebenwirkung der Therapie mit hochdosierten intravenösen Immunglobulinen in der Dermatologie

J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Dec;18(12):1394-1404. doi: 10.1111/ddg.14310_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund und ziele: Leitlinien empfehlen hochdosierte intravenöse Immunglobuline (IVIG) zur Behandlung therapierefraktärer kutaner Autoimmunerkrankungen. Für dermatologische Patienten liegen nur wenige Daten zu hämatologischen Nebenwirkungen dieser Therapie vor. In der vorliegenden Arbeit werden Inzidenz und klinische Folgen der IVIG-induzierten Neutropenie untersucht.

Patienten und methodik: Alle Datensätze von Patienten unserer Klinik, die zwischen 2014 und 2019 mindestens einen Zyklus einer IVIG-Therapie erhalten haben, wurden retrospektiv ausgewertet. Die Infusionen erfolgten anhand standardisierter Protokolle, die tägliche Kontrollen des Differenzialblutbildes beinhalteten. Informationen zu klinischen Basisdaten, dermatologischer Hauptdiagnose, immunsuppressiver Vortherapie und IVIG-assoziierten Nebenwirkungen wurden den Patientenakten entnommen.

Ergebnisse: Siebzehn Patienten erhielten 106 Behandlungen mit IVIG. Während 36 (34,0 %) Zyklen wurden Neutrophilenzahlen < 1500/μl dokumentiert, in 14 (13,2 %) Fällen sanken diese unter 1000/μl. Der durchschnittliche Abfall der Neutrophilen von Tag 1 (vor Therapiebeginn) zu den Tagen 2 und 3 war trotz Korrektur des volumenbedingten Verdünnungseffektes statisch signifikant (p = 0,006 beziehungsweise p = 0,002). Dieses galt auch für einen leichten Abfall der Thrombozyten (p = 0,029 von Tag 1 zu 2, p = 0,011 von Tag 1 zu 3). Vier Patienten entwickelten sieben Episoden bakterieller Infekte während oder unmittelbar nach IVIG-Therapie.

Schlussfolgerungen: Neutropenien während einer IVIG-Therapie dermatologischer Patienten sind häufig. Ein dadurch erhöhtes Risiko bakterieller Infektionen kann nicht ausgeschlossen werden.