Haut und Psychosomatik - Psychodermatologie heute

J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Nov;18(11):1280-1300. doi: 10.1111/ddg.14328_g.
[Article in German]

Abstract

Die heutige Psychodermatologie beruht auf dem biopsychosozialen Krankheitsmodell der Psychosomatik. Danach sind biologische, psychologische und soziale Faktoren auf verschiedenen Ebenen (von den Molekülen bis zur Biosphäre) durch komplexe, nicht lineare Interaktionen über den gesamten Krankheitsverlauf wesentlich an der Pathogenese jeder Krankheit beteiligt. Es gilt als experimentell gesichert, dass „Emotionen in die Haut gelangen“. Die rezente Forschung belegt enge anatomische, physiologische und funktionelle Verbindungen zwischen Haut und Nervensystem; letztere sind ontogenetisch eng verwandt. Diese Verbindungen spiegeln sich in zahlreichen Hautkrankheiten wider, bei denen psychische und somatische ätiologische Faktoren eng miteinander verflochten sind. Dieser Verflechtung sollte ein ganzheitlicher Zugang des Arztes gerecht werden. Bei Anamneseerhebung, Diagnosestellung und Therapiewahl sollten biologische, psychische und soziale Faktoren hinreichend berücksichtigt werden. Die „Sichtbarkeit“ des Hautorgans führt dazu, dass die Dermatologie unter den klinischen Fächern eine Sonderstellung einnimmt und dass ein ganzheitlicher psychosomatischer Zugang zum Patienten besonders wichtig ist. Die Lebenslaufperspektive (life course approach) kann zu den Zugangsmethoden der modernen Psychodermatologie gerechnet werden. In Anlehnung an das moderne Konzept der Psychodermatologie gibt es heute weitere entsprechende Teilgebiete wie zum Beispiel Psychogastroenterologie und Psychokardiologie. Im Anschluss an den theoretischen Teil werden einige exemplarisch ausgewählte Hautkrankheiten unter dem psychosomatischen Blickpunkt ausführlicher besprochen.