Psychosoziale Belastung stationärer dermatologischer Patienten und ihrer Angehörigen - Vergleich von Patienten mit und ohne Krebs

J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Oct;18(10):1103-1114. doi: 10.1111/ddg.14285_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: In den klinischen Behandlungspfaden zertifizierter onkologischer Zentren sind psychotherapeutische Angebote obligatorisch. Obwohl Patienten mit somatischen, nichtonkologischen Erkrankungen ebenso hohe Prävalenzen psychosozialer Belastungen aufweisen, gibt es diese Vorgaben für den allgemeinen Krankenhausbereich nicht. Sind diese Patienten tatsächlich weniger belastet und benötigen nur in Einzelfällen psychologische Begleitung? Am Beispiel dermatologischer Patienten soll gezeigt werden, ob psychosozialer Betreuungsbedarf und Unterstützungswunsch von Personen mit und ohne Tumorerkrankung variieren.

Patienten und methodik: Mit dem Hornheider Screening-Instrument und dem Distress-Thermometer schätzten 216 stationäre dermatologische Patienten ihre psychosoziale Belastung und die eines nahen Angehörigen ein. Erfragt wurden zudem Unterstützungswunsch und bevorzugter Unterstützungsgeber. ERGEBNISSE: i) Patienten ohne Hauttumor waren häufiger und stärker belastet als Tumorpatienten. ii) Patienten beider Gruppen schätzten ihre Angehörigen als etwa gleich hoch belastet ein. Im Vergleich zur Eigenbelastung schätzten Tumorpatienten ihre Angehörigen häufiger und im Mittel deutlich stärker als belastet ein. Mehr als 50 % aller Patienten sahen die eigene Erkrankung als Ursache für die Belastung der Angehörigen an. iii) Der Unterstützungswunsch lag in beiden Gruppen bei etwa 18 %. iv) Arzt und Psychologe wurden meist als potenzielle Ansprechpartner genannt.

Schlussfolgerungen: Der Ausbau psychosozialer Unterstützungsangebote für Nichttumorpatienten und Angehörige erscheint notwendig. Die Etablierung entsprechender Screening-Verfahren sollte überdacht werden. Weitere Untersuchungen in anderen klinischen Bereichen sind erforderlich.