Rezepturen in der Dermatologie - eine Analyse des Verordnungsverhaltens im Alltag

J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Apr;18(4):334-340. doi: 10.1111/ddg.14071_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: Rezepturarzneimittel sind in Deutschland besonders im Bereich der topischen Therapie als wichtige Ergänzung zu zugelassenen Fertigarzneimitteln unverzichtbar. Bundesweit werden im ambulanten kassenärztlichen Bereich pro Quartal etwa 2 Mio. Rezepturen verordnet, 50 % davon durch Dermatologen.

Methodik: Die Verordnungspraxis wurde evaluiert mittels eines Fragebogens, der an 186 niedergelassene Dermatologen sowie 1491 Apotheken in Rheinland-Pfalz und dem Saarland versendet wurde. Ziel war Erfassung und Einordnung von Verordnungsgewohnheiten und Problemen in der interdisziplinären Zusammenarbeit zur Optimierung der Patientenversorgung.

Ergebnisse: In 351 Fällen (23,5 %) wurde ein beantworteter Fragebogen von Apothekern und in 53 Fällen (28,4 %) von Dermatologen zurückgesendet. Als häufigster Beweggrund (83 %) für die Verordnung eines Rezepturarzneimittels wurde von Dermatologen die Verordnung großer Mengen angegeben, häufigste Krankheitsbilder für die Verwendung von Rezepturen waren die Schuppenflechte und Ekzeme. Die am häufigsten verordneten Wirkstoffe waren Triamcinolonacetonid (80 %), Erythromycin (78,3 %) sowie Clotrimazol (72,5 %). Apotheker gaben an, dass die Kommunikation mit Ärzten „mit Ärger verbunden“ (58 %) sei und in einem viel zu geringen Umfang stattfinde (34 %).

Schlussfolgerungen: Rezepturarzneimittel sind wichtige Instrumente zur optimalen Patientenversorgung. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit stellt Apotheker und Ärzte vor Probleme. Expertisen müssen besser vereint werden, beispielsweise durch intensivere Aus- und Fortbildung. Studien zum Rezepturen-Management sollten Probleme und Chancen in diesem Feld weiter untersuchen.