Hohe Prävalenz und geringes Bewusstsein bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen und genitaler Beteiligung

J Dtsch Dermatol Ges. 2021 Oct;19(10):1443-1450. doi: 10.1111/ddg.14437_g.
[Article in German]

Abstract

Hintergrund: Eine genitale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen ist zwar häufig, wird jedoch nicht ausreichend erkannt. ZIEL: Die Beurteilung der Prävalenz genitaler Symptome bei Patienten mit Psoriasis und chronischer Urtikaria, der Effekte auf die Lebensqualität, die Arzt-Patienten- Beziehung sowie des Krankheitsmanagements.

Patienten und methoden: Es wurden 100 Patienten mit Psoriasis und 100 Patienten mit chronischer Urtikaria aus unserer ambulanten Abteilung sowie 50 gesunde Kontrollen in die Studie aufgenommen. Die Datenerhebung erfolgte mittels Fragebögen, die von dermatologischen Experten entwickelt wurden.

Ergebnisse: 74 % der 250 Teilnehmer litten schon einmal an genitalen Symptomen - 70 % der Psoriasis-Patienten und 58 % der Urtikaria-Patienten. Sieben von zehn Teilnehmern klagten sogar über eine wiederholte genitale Beteiligung. 50 % der Psoriasis-Patienten und 41 % der Urtikaria-Patienten berichteten von einem Einfluss auf die Lebensqualität. Bei 41 % war genitaler Pruritus das Hauptsymptom, wobei einer von drei Patienten eine bessere Behandlung für dieses spezifische Problem erwartete. Darüber hinaus beklagten 74 % mangelndes Bewusstsein der Ärzte: 79 % der Urtikaria-Patienten und 58 % der Psoriasis-Patienten gaben an, niemals von ihren Ärzten zu genitalen Symptomen befragt worden zu sein.

Schlussfolgerungen: Der Großteil der Patienten mit Psoriasis und chronischer Urtikaria leidet an einer genitalen Beteiligung und dadurch an einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die Therapiebeurteilungen von Patienten und Ärzten sollten genitale Symptome als Einflussfaktor auf die Lebensqualität enthalten.