Epidemiologie der Urtikaria bei Kindern in Deutschland

J Dtsch Dermatol Ges. 2021 Jul;19(7):1013-1020. doi: 10.1111/ddg.14485_g.

Abstract

Hintergrund: Bisher fehlen robuste epidemiologische Kennzahlen sowie Daten zur Komorbidität bei Kindern mit Urtikaria. Sie bilden die Grundlage zur Gestaltung einer effizienten Gesundheitsversorgung. Methodik: Retrospektive Studie zur Analyse von epidemiologischen Kennzahlen bei Kindern mit Urtikaria. Grundlage der Analyse sind Routinedaten einer deutschlandweit tätigen Krankenkasse (DAK-Gesundheit). Versicherte unter 18 Jahren, die in den Jahren 2010-2015 mindestens eine ambulant oder stationär gestellte Urtikaria-Diagnose gemäß der ICD-10-Klassifikation erhielten, wurden in die Analysen aufgenommen und mit Kindern ohne entsprechende Diagnose verglichen. Ergebnisse: Von 2,3 Millionen Versicherten waren 313 581 (13,5 %) unter 18 Jahre (153 214 weiblich). Bei 1,7 % der 313 581 Patienten wurde Urtikaria diagnostiziert. Die administrative Prävalenz der Urtikaria nahm mit zunehmendem Alter von 3,0 % in der Altersgruppe der 0-3-Jährigen auf 1,0 % bei den 14-18-Jährigen ab. Jungen und Mädchen waren in allen Altersgruppen fast gleich häufig betroffen. Atopische Erkrankungen als Komorbidität traten bei Kindern mit Urtikaria häufiger auf als in der Kontrollgruppe (16,0 % vs. 8,0 %). Auch Autoimmunerkrankungen, psychische Probleme und Adipositas traten bei Kindern mit Urtikaria häufiger auf als in der Kontrollgruppe. Schlussfolgerungen: Die erhöhte administrative Prävalenz spezifischer Komorbidität bei Kindern mit Urtikaria deutet auf einen erhöhten Screening-Bedarf hin. Es gilt, multimodale Behandlungsstrategien zu entwickeln und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern.