Mitoserate beim primären Melanom: Interobserver- und Intraobserver-Reproduzierbarkeit am HE-Schnitt und in der Immunhistologie

J Dtsch Dermatol Ges. 2016 Sep;14(9):910-6. doi: 10.1111/ddg.12797_g.

Abstract

Hintergrund: Die Melanomklassifikation wurde 2009 durch die AJCC revidiert. Für die Klassifizierung primärer Melanome wurde als dritte Größe neben Tumordicke und Ulzeration die Angabe der Mitoserate neu eingeführt. Gemäß der AJCC-2009-Klassifikation des Melanoms führt der Nachweis nur einer oder mehrerer dermaler Tumormitosen bei Melanomen ≤ 1,0 mm Tumordicke zu einer Umgruppierung des Tumors von T1a nach T1b. Dies erklärt, wie wichtig die Frage nach der Reproduzierbarkeit dieses neuen Parameters ist.

Methoden: Zur Prüfung der Interobserver-Reproduzierbarkeit der Mitoserate haben 17 Dermatopathologen und Pathologen, die in der Befundung des kutanen Melanoms sehr erfahren sind, die Mitoserate in 15 dünnen Melanomen mit einer mittleren Tumordicke von 0,91 mm an demselben Tumorschnitt bestimmt. Die Mitoserate wurde am HE-Schnitt und immunhistologisch (IH) mittels des mitosespezifischen Antikörpers Phospho-Histon-H3 (Ser10) bestimmt. Fünf Befunder wiederholten die Bestimmung nach mehr als einem Jahr ohne Kenntnis ihres Vorbefundes zur Ermittlung der Intraobserver-Reproduzierbarkeit.

Ergebnisse: Die Interobserver-Reproduzierbarkeit der Mitoserate bei dünnen Melanomen ist unbefriedigend und unabhängig davon, ob die Mitoserate am HE-Schnitt oder am immungefärbten Schnitt bestimmt wird (κ-Werte: 0,088 [HE] bzw. 0,154 [IH]). Bei einer Diskriminationsschwelle von 0/1 vs. 2+ Mitosen verbesserte sich der κ-Wert auf 0,345 (HE) bzw. 0,403 (IH). Die Intraobserver-Reproduzierbarkeit lag mit κ-Werten zwischen 0,18 und 0,348 je nach Befunder ebenfalls im unbefriedigenden Bereich.

Diskussion: Wegen der unbefriedigenden Reproduzierbarkeit und der großen Variation der Befunde zur Mitoserate bleibt es zweifelhaft, ob dieser Befund als Grundlage für Therapieentscheidungen herangezogen werden kann.